Torben Schultz

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Nicht alles, was Bio heißt ist auch ökologisch richtig

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In Wanlo regt sich aufgrund der geplanten Biogas Anlage weiter heftiger Unmut. Ich begrüßte die Proteste der Wanloer BürgerInnen. Der Standort, die ökologische Nachhaltigkeit und die Wirtschaftlichkeit werfen so viele Fragen auf, dass zu diesem Zeitpunkt die Planungen der Stadt bei mir keine Unterstützung finden. Ich bin zwar überzeugt davon, dass wir in Bund, Land und Kommune für einen ökologischen Wechsel in der Energiepolitik kämpfen müssen, dieser muss aber mit Sinn und Verstand, und vor allem mit den BürgerInnen eingeleitet werden.

Niemand will unangenehme Dinge direkt vor der Haustür haben, egal ob Kohlekraftwerke, Atommüll-Endlager, oder eben eine Biogasanlage. Um nicht nur Lasten hin und her zu schieben, ist deswegen Enegiesparen noch immer das Umweltfreundlichste. Dennoch ist klar, dass wir um einen Ausbau der Regenerativen Energien nicht drum herum kommen. Wir müssen einen Standort und eine Technik finden, die die BürgerInnen, egal in welchem Stadtteil, möglichst wenig belastet. In Anbetracht einer unsinnigen Planung einer Auto-Meile am Nordpark oder Ideen den Flughafen zu einem weiteren Gewerbegebiet auszubauen ist es fraglich ob für den Standort einer Biogasanlage wirklich alle Alternativen zu Wanlo geprüft wurden.

Noch deutlichere Skepsis habe ich zu der Technik der Biogasanlage. Für diese Anlage muss extra Mais in der direkten Umgebung angebaut werden. Es wird zu Monokulturen kommen die den Boden aus laugen und der Vermehrung von Schädlingen Vortrieb leisten. Schon nach kurzer Zeit werden Massen an Chemikalien zum Düngen und zur Schädlingsbekämpfung benötigt um die benötigten Erträge zu erzielen. Auch der Einsatz von Gentechnisch verändertem Saatgut ist wahrscheinlich. Das ganze führt die Bezeichnung Bio ad absurdum.

Auch lehne ich es ab mit viel Arbeit und Energie extra Lebensmittel anzubauen, um diese am Ende einfach zur Energiegewinnung zu verfeuern. Es ist fraglich, ob sich der höhere Wirkungsgrad einer solchen Biogasanlage mit Maissilage wirklich rechnet. Bei der Verwendung von ohnehin anfallendem Biomüll könnte trotz geringerem Wirkungsgrad der eigentlichen Anlage am Ende unter Einberechnung des Aufwands vom Anbau mehr herausspringen. Zumindest würde dies die Umwelt entlasten und könnte guten Gewissens Bio genannt werden.

Offensichtlich stellt selbst die NVV die Wirtschaftlichkeit der Anlage in Frage, für sie scheint der Zwang zu einem Energiemix mit Regenerativen Energien den Ausschlag für die Planung zu geben. Unter diesem Gesichtspunkt muss sich die NVV fragen lassen, ob Beteiligungen an Offshore Windparks oder anderen Solar- / Windkraftprojekten abseits von Wohn- und Naturschutzgebieten nicht wirtschaftlicher und ökologischer wären. Aber vielleicht geht es der NVV ja um den Versuchsballon einer Biogasanlage in dieser Größe. Dann Stände nicht der ökologische Aspekt alleine im Vordergrund, sondern Wanlo würde zum Testfeld degradiert werden. Das wäre schlimm.

 

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(Das Kapital. MEW 23, S. 285)